Augenärztliche Untersuchungen bei Schielpatienten

Welche Untersuchungen bei einem Schielenden in Frage kommen, richtet sich danach, wie gut der Patient bzw. das Kind bei den Untersuchungen mitarbeiten kann. Die wesentlichen Untersuchungen werden kurz beschrieben. Jeder Augenarzt wird von Fall zu Fall die sinnvollsten Methoden suchen.

Sehschärfenbestimmung

Da schielende Augen oft schlecht sehen, ist die Bestimmung der Sehschärfe besonders wichtig. Angaben hierzu können Kinder allerdings meist erst im 3. Lebensjahr machen. Untersucht werden kann je nach Alter mit dem Lea-Test, mit Kinderbildern, E-Haken, Zahlen, Buchstaben oder Landoltringen.

Untersuchung des Auges (brechende Medien und Augenhintergrund)

Untersucht werden die Lider, die Bindehaut und Hornhaut, die Augenlinse, die Netzhaut und der Sehnerv auf krankhafte Veränderungen, besonders auf Trübungen durch Narben, einen grauen Star, Tumoren oder Fehlbildungen der Netzhaut oder des Sehnerven. Besonders bei Kindern, aber auch beim Erwachsenen, ist diese Untersuchung am besten bei durch Tropfen erweiterter Pupille möglich.

Bestimmung der Fehlsichtigkeit

Aus zwei Gründen ist die Bestimmung der Fehlsichtigkeit besonders wichtig:

Die beiden Bilder zeigen den gleichen Patienten ohne Brille und mit der nach Pupillenweitstellung korrekt bestimmten Brille.
Dieses Beispiel zeigt wie wichtig der Ausgleich der Fehlsichtigkeit für die Therapie des Schielens ist.

1) Viele Schieler sind fehlsichtig (meist weitsichtig oder/und stabsichtig). Da der Schielwinkel in seiner Größe entscheidend von der richtigen Korrektur der Fehlsichtigkeit abhängt, ist deren korrekte Bestimmung ganz besonders wichtig. Gerade bei Kindern, aber auch beim Erwachsenen, sollte die Fehlsichtigkeit nur bei einer durch Tropfen erweiterten Pupille bestimmt werden. Nur durch die medikamentöse Ruhigstellung der inneren Augenmuskulatur kann die Fehlsichtigkeit objektiv bestimmt werden.

2) Da schielende Augen oft eine schlechte Sehschärfe haben, muss der Augenarzt diese zu bessern versuchen. Ob die Verordnung einer Brille ausreicht oder ob weitere Maßnahmen zusätzlich erforderlich sind, kann erst bei genauer Kenntnis der Fehlsichtigkeit und der erzielbaren Sehschärfe beurteilt werden.

Bestimmung der Fixation

Das menschliche Auge sieht nur mit der Netzhautmitte gut. Wenn wir einen Gegenstand ansehen (fixieren) so tun wir dies normalerweise mit unserer Netzhautmitte, der Macula. Das Auge fixiert einen Gegenstand normalerweise ruhig, das heißt ohne sichtbare Bewegung. Schwachsichtige Augen, wie sie bei Schielenden oft vorkommen, fixieren nicht immer mit der Netzhautmitte und auch nicht immer ruhig. Um über die Behandlung einer Schwachsichtigkeit entscheiden zu können ist die Kenntnis der Fixation besonders wichtig. Der Augenarzt prüft die Fixation bei erweiterter Pupille mit dem Augenspiegel.

Überprüfung der Beweglichkeit der Augen

Zum Ausschluss eines Lähmungsschielens und zur Unterscheidung seltener besonderer Schielformen ist die Prüfung der Beweglichkeit wichtig. Es wird geprüft ob der Patient einem Licht durch freie Bewegung seiner Augen nachblicken kann. In besonderen Fällen können auch besondere Untersuchungen an der Harmswand, an der Hessgardine oder am Synoptophor erforderlich werden.

Bestimmung des Schielauges

Der Augenarzt untersucht welches Auge schielt, ob immer das gleiche oder ob beide Augen schielen, ob das Auge ständig schielt oder nur gelegentlich, in welche Richtung es schielt und ob der Schielwinkel schwankt. Bei dieser Untersuchung soll der Patient konzentriert das Licht der Untersuchungslampe fixieren während der Augenarzt die Augen zeitweilig zudeckt.

Objektive Schielwinkelbestimmung

Die Untersuchung erfolgt ohne dass der Patient Angaben zu dem macht, was er während der Untersuchung sieht. Diese Untersuchung kann deshalb auch bei kleineren Kindern meist recht gut durchgeführt werden. Untersucht wird mit den verschiedenen Methoden des Zudeckens der Augen. Die Größe des Schielwinkels kann dabei nach den Bewegungsauslenkungen der Augen geschätzt oder durch Vorhalten von Prismen genauer bestimmt werden.

Subjektive Schielwinkelbestimmung

Hierfür gibt es eine Vielzahl von Methoden. Allen gemeinsam ist, dass der Untersucher sich nach den Seheindrücken des Patienten richtet. Diese Methoden setzen deshalb eine zuverlässige Mitarbeit des Patienten voraus, die oft erst im 6. bis 8. Lebensjahr vorliegt. Anwendbar sind diese Methoden nur, wenn ein beidäugiges Sehen vorliegt. Allen Methoden ist gemeinsam, dass durch den Messvorgang der natürliche Sehvorgang mehr oder weniger gestört wird.

Prüfung auf räumliches Sehen

Diese Sehprüfung erfolgt meist durch Ansehen spezieller Testbilder. Beiden Augen werden zwei weitgehend identische Bilder angeboten, die sich jedoch in einigen Objekten durch eine seitliche Versetzung unterscheiden. Durch diese Verschiebung der Bildinhalte entsteht für unser Gehirn ein räumlicher Seheindruck. Die Bildtrennung für beide Augen kann durch Polarisation, Rot-Grün-Trennung oder das Zylinderrasterverfahren bewirkt werden. Stereoteste sind in der Ferne oder meist in der Nähe durchführbar.